Am Niederrhein ist die erste Hälfte des 17. Jahrhunderts geprägt vom Spanisch-Niederländischen Krieg. Auch als 80-jähriger Krieg bezeichnet, bestimmt er die Situation der Menschen in den Städten und auf dem Land. Immer wiederkehrende Belagerungen beider Kriegsparteien von Dinslaken und anderen Städten führen zu einer desolaten wirtschaftlichen Lage. Die Bevölkerung ist verarmt, die Lebensgrundlagen sind erbärmlich. Zwischen 1598 und 1678 wird Dinslaken einschließlich der Burg sieben Mal von feindlichen Truppen besetzt. Eine Seuche 1599 verschlechtert die Lage weiter. Siehe 'Chronik' unten.
Erst mit dem Frieden von Münster 1648 kehrt wieder Hoffnung auf bessere Lebensverhältnisse ein. Zu dieser Zeit dürfte das kleine Bürgerstädtchen Dinslaken etwa 700 Einwohner gezählt haben.
Kurz darauf, etwa 1650, fertigt Hendrik Feltmann die heute als "Schweinchenstich" bekannte erste bildliche Darstellung Dinslakens an. Dieser Stich war Anlass für die 3D-Rekonstruktion der Stadt. Weitere Quellen aus jener Zeit sind rar. Erste Karten der Stadt erscheinen erst 1736 mit dem sogenannten Klever Kataster. So wird auf Analogien anderer Städte am Niederrhein und in Westfalen zurückgegriffen.


Die schlechte Situation Dinslakens wird auf dem ersten Blick nicht deutlich. Wohl ist die Burg in der linken Bildhälfte von einer Palisade statt einer Mauer umgeben. Sehr ungewöhnlich. Auch sind einige Häuser innerhalb der Anlage zu sehen. Wohl haben Bürger hier Schutz gesucht. Genaue Untersuchungen des Stichs machten deutlich: die bislang publizierte Blickachse aus West kann nur für die städtische Bebauung stimmen. Burg und Vorland sieht der Betrachter aus Nord. Feltmann hat sich offensichtlich künstlerische Freiheiten erlaubt.
Das Projekt
Nachdem wir 2023 die Burg Dinslaken im Auftrag des Museums Voswinckelshof rekonstruieren und in 3D-Animationen der Öffentlichkeit präsentieren durften, war 2024 die Stadt an der Reihe.
Mit dem VHS-Zweckverband Dinslaken - Voerde - Hünxe. als Auftraggeber und der finanziellen Unterstützung der Regionalen Kulturförderung des LVR, der Niederrheinischen Sparkasse RheinLippe, des Fördervereins Museum Voswinckelshof Dinslaken e.V. und des Freundeskreises Stadtbibliothek und Stadtarchiv e.V. konnte das Projekt umgesetzt werden. Vielen Dank dafür!
Unter Federführung von Horst Miltenberger hat das Redaktionsteam um Gisela Marzin, Werner Schenzer und Michael Süselbeck vom Verein für Heimatpflege Land Dinslaken e. V. die Recherchen unterstützt.
Ergebnis der etwa einjährigen Arbeit ist eine Visualisierung, die zum ersten Mal ein Bild Dinslakens kurz nach dem westfälischen Frieden 1648 zeigt. "So könnte Dinslaken seinerzeit ausgesehen haben." liese sich der Film betiteln, denn die recht dürftige Quellenlage machte es notwendig, die Architektur vielfach aus Analogien anderer Städte heranzuziehen.
Zur filmischen Vermittlung wurden zwei in Dinslaken bekannte Gesichter, die Gästeführerin Beate Hettmer und der Stadtführer Eduard Sachtje, gewonnen. Sie führen den Betrachter an geschichtsträchtige Standorte und liefern zahlreiche heute-damals Vergleiche.
Die Premiere

... fand am 14. März im Dinslakener Rathaus statt. Öffentliche Vorführungen in der VHS-Dinslaken gab es zunächst am 27. März. Aufgrund des großen Andrangs weitere Zusatztermine am 2. April, sowie am 6. + 7. Mai 2025.
Vorträge
Einen zum Thema passenden Vortrag "Rätsel um den "Schweinchenstich" - Dinslaken im 17. Jahrhundert hält Werner Schenzer am 23.09.2025 um 19:00 Uhr in der VHS-Dinslaken. Diese älteste bekannte Stadtansicht Dinslakens entstand um 1650. Schenzer schaut genauer auf diese Abbildung. Auch der oben genannte Film wird nocheinmal präsentiert.
Der Eintritt ist frei. Eine Anmeldung ist erforderlich. Wir freuen uns über ihr Erscheinen!
"Krieg und Frieden am Niederrhein" heißt der Vortrag von Dr. Peter Theißen am 04.12.2025 um 19:00 Uhr im Bürgerhaus Friedrichsfeld, Poststraße 36, 46562 Voerde. Seit der Renaissance werden auch für den Niederrhein auf Gemälden, Stichen oder illustrierten Landkarten vermehrt Kriegs- und Alltagsszenen dokumentiert. Holzschneider und Kupferstecher schufen dabei Ansichten von spanischen Heerlagern, Kriegsschiffen und Belagerungsszenen, die uns heute noch mit Ihrem Detailreichtum überraschen. Auf der historischen Niederrheinreise lernen wir Orts- und Schlachtdarstellungen kennen, die einen interessanten Einblick in die Lebensumstände jener Zeit geben.
Der Eintritt ist frei. Eine Anmeldung ist erforderlich. Wir freuen uns über ihr Erscheinen!